Megatrend Anti Aging - gesund und aktiv altern

Forscher verdoppeln bereits die Lebenserwartung von Würmern und Fliegen - per Genmanipulation oder Hungerkur. Forscher sind Altersgenen auf der Spur und fangen freie Radikale ein. Mit der sagenhaften Wettsumme von einer halben Milliarde US-Dollar wird es voraussichtlich die Wette des Jahres
Das Alter als Forschungsprojekt - wie alt werden wir zukünftig?
Zwei Altersforscher Jay Olshansky von der University of Chicago und Steven Austad von der University of Idaho übertrumpfen sich in ihren Prognosen. Im Jahr 2150 soll es laut Olshansky Menschen geben, die 130 Jahre alt werden, Steven Austad tippt gar auf 150 Jahre. Gentechnik, Stammzellforschung und vieles mehr werden ihrer Meinung nach den Alterungsprozess beim Menschen weiter reduzieren.
Tatsächlich herrscht sehr viel Bewegung auf dem Markt der Eitelkeiten und dem Wunsch nach einem möglichst langen Leben. Hormontherapien und Antioxidantien gehören zum täglichen Repertoire der Alternsmediziner. Forscher haben bereits die ersten Alternsgene - wenn auch bei Fadenwurm oder Fruchtfliege - entdeckt und sind dabei durch Genmanipulation das Leben der Kleinstlebewesen zu verlängern. Fadenwurmexperte Simon Melov vom Buck Institute for Age Research im kalifornischen Novato geht deshalb so weit und sagt:"Mit jeder weiteren Untersuchung nähern wir uns der Frage, ob wir Altern als Krankheit verstehen müssen oder nicht." Bleibt nur noch die Frage nach der optimalen Therapie.
Freie Radikale - Hunger stoppt den Alterungsprozess
Das größte Problem des Menschen in Sachen Altern ist, dass er atmet und isst. Ob Schweinsbraten oder Käseplatte - am Ende bilden sich aus Teilen der Köstlichkeiten in einer Reaktion mit Sauerstoff so genannte freie Radikale. Diese wiederum nagen an der Erbsubstanz DNA, lassen Zellen altern. Weil die Rechnung einfach klingt - weniger essen, weniger Radikale, längeres Leben - wurden unter anderem am Massachussetts Institut of Technology (MIT) Hefezellen, Fadenwürmer, Ratten oder Mäuse auf Diät gesetzt.
Immerhin hat beim Fadenwurm Caenorhabditis Elegans eine geringere Zuckermenge im Stoffwechselkreislauf den Alterungsprozess für eine Weile gestoppt. Mäuse, die um 40 Prozent weniger Kalorien zu naschen bekamen, lebten gleich doppelt so lange, wie ihre wohlgenährten Artgenossen. Ein derzeit laufendes Hunger-Experiment mit Rhesusaffen gilt als viel versprechend. Deshalb glauben viele Forscher heute, Menschen könnten ihr Leben durch eine 1600- bis 1800-Kalorien-Diät ergänzt mit wichtigen Vitaminen und Spurenelementen verlängern. Aber wer will schon sein Leben lang darben.
Die zweite Variante im Umgang mit den Radikalen ist nicht, sie von vornherein zu vermeiden, sondern gebildete Radikale zu bekämpfen. Melatonin etwa, das vor allem für seine Rolle im Biorhythmus des Menschen bekannt ist, soll ein solcher Jungbrunnen sein. Es soll die Radikale doppelt so effektiv wie Vitamin E entgiften und vor Krebs schützen. Aber gerade diesen Stoff produziert der Körper mit zunehmendem Alter immer weniger.
Fadenwürmer leben länger durch künstliche Enzyme
Parallel laufen Experimente mit vielerlei weiteren Radikalfängern. Im September vergangenen Jahres meldete ein internationales Forscherteam, sie hätten das Leben von Fadenwürmern mit Hilfe künstlicher Enzyme, die Sauerstoffradikale binden, um 44 Prozent verlängert. Das Team um Simon Melov vom Buck Institut testete die künstlichen Verbindungen auch bei solchen Fadenwürmern, die auf Grund eines Gendefektes vorzeitig alterten. Bei ihnen verlängerten die Substanzen die Lebensspanne um 67 Prozent.
Den Zelltod verzögern
Lebensverlängernde Lösungen erhoffen sich Wissenschaftler auch, wenn sie den programmierten Zelltod, die Apoptose, besser verstehen. Bislang vermuteten sie Strahlenschäden, Vergiftung oder Fehlcodierungen führten zur Apoptose. Jetzt haben sie eine weitere Ursache erkannt. Telomere, DNA-Stücke, die an den Enden der Chromosomen sitzen und keine Erbinformation enthalten, verkürzen sich bei jeder Zellteilung. Das ist anfangs nicht weiter tragisch, da das Telomer keine Erbinformationen enthält.
Sind aber alle Telomere aufgebraucht, werden die Chromosomen selbst angegriffen und mit jeder weiteren Zellteilung gehen Gene verloren. In Krebs- und Geschlechtszellen wurde beobachtet, dass mit Hilfe des Enzyms Telomerase verkürzte Telomere wieder aufgebaut werden. Gelänge es nun, Telomere in allen Zellen zu verlängern, könnte der Zelltod sehr lange aufgeschoben werden.