Übergewicht – ein Markt mit großer Zukunft

Geschrieben von Dr. Rita Baxmann Zuletzt aktualisiert: Samstag, 02 April 2016
Paleo Diät kann ein Ernährungsplan sein © airborne77 - Fotolia.com
Paleo Diät kann ein Ernährungsplan sein © airborne77 - Fotolia.com

Der Ruf nach mehr Aufmerksamkeit beim Thema Übergewicht in Europa wird stärker. Der Grund dafür: Der Anteil der Bevölkerung mit Übergewicht bzw. Fettleibigkeit ist bereits hoch und wächst dramatisch, denn bis 2030, so die Vorhersage, sollen bereits 30 bis 40 Prozent der Deutschen und Engländer fettleibig sein. Dies ist sicherlich keine schöne Aussicht und sollte Politiker dazu bewegen, das Thema Übergewicht stärker in den politischen Fokus zu rücken und entsprechende Leitlinien zu entwickeln, so die Vertreter der OECD (Organization for Economic Co-Operation and Development), die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die seit 1961 besteht und nach eigener Aussage das Ziel verfolgt, eine Politik zu fördern, die das Leben der Menschen weltweit in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht verbessert.

Gesund abnehmen – zum Beispiel mit der Paleo Diät?

Gegenwärtig sticht eine bestimmte Diät in Zeitungen und im Internet hervor: Die Paleo Diät, eine Ernährungsform, die die Gewohnheiten der Menschen aus der Steinzeit wiedergibt und Getreide- sowie Milchprodukte ausschließt. Die begeisterten Anhänger dieser Diät, die „Steinzeitjünger“, argumentieren, dass der Urmensch sich über mehr als zwei Millionen Jahre von Fleisch und rohem Obst und Gemüse ernährt habe. Dies ist unbestritten, denn während der Steinzeit betrieben die Menschen noch keinen Ackerbau, auch hatten sie nicht die notwendigen genetischen Voraussetzungen, Kohlehydrate aus Getreide ausreichend gut zu verdauen.
Jedoch seit den letzten vergangenen 10.000 Jahren sind wir Menschen durchaus in der Lage, Milch- und Getreideprodukte, Salz und Öle zu verdauen – abgesehen von der Gluten Unverträglichkeit. Die steinzeitliche Jagd mit der Keule nach einem Tier war sicherlich langwierig und enorm kräftezehrend, ist aber kein Vergleich zu der heutigen, überwiegend sitzenden Tätigkeit am Computer.
Es zeigt sich in einigen Studien, dass die Paleo-Ernährung zu einem höheren Gewichtsverlust führt und einen positiven Effekt auf unsere Blutwerte wie Lipide und Blutzucker hat und den Blutdruck stärker senkt als andere Diätformen. Diskutiert wird bei der Paleo Diät, ob man diese überhaupt als eine Diät im eigentlichen Sinne ansehen kann, oder es sich hierbei mehr um eine Lebensphilosophie handelt, vergleichbar mit der vegetarischen und veganen Ernährung.

Die richtige Ernährung und Bewegung ist das Ziel

Konkrete medizinische Maßnahmen sind das Mittel der Wahl für die Menschen, die bereits unter Fettleibigkeit und deren Folgen leiden wie zum Beispiel Typ 2 Diabetes, Schlafapnoe (die Atmung setzt im Schlaf aus), Erkrankungen des Bewegungsapparates etc. Klare medizinische Maßnahmen werden aber auch aus Sicht der OECD zunehmend wichtig aus ökonomischer Sicht, denn die richtige Ernährung fördert nicht nur die Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen, sondern einer ganzen Nation.
Vor hundert Jahren zum Beispiel, als größtenteils noch eine Mangel-Ernährung herrschte, wusste man ganz genau, dass eine vermehrte Kalorienaufnahme auch automatisch eine Steigerung an körperlicher Leistung mit sich brachte. Heute sieht das alles etwas anders aus, denn zur Bewältigung der alltäglichen Aufgaben benötigen wir längst nicht mehr so viele Kalorien wie wir tatsächlich zu uns nehmen. Ganz im Gegenteil: Es ist zu einer Herausforderung geworden, sich täglich bewusst und gesund zu ernähren. Seinen tatsächlichen Bedarf zu kennen und die Nahrungsaufnahme anzupassen und zu steuern würde diese fatale Entwicklungstendenz der Fettleibigkeit direkt an der Wurzel angehen und vermindern.
Grund zur Hoffnung für eine nachhaltige Gewichtsreduktion und gleichzeitige Vermeidung einer möglichen Folgeerkrankung wie Diabetes Typ 2 gibt eine unlängst veröffentlichte Studie. Hiernach könnte man zukünftig gezielt mit Medikamenten den Abnehmprozess unterstützen und sogar den unbeliebten Jo-Jo-Effekt vermeiden. Für den Studienleiter steht aber auch jetzt bereits fest, dass eine Veränderung im Ernährungs- und Bewegungsverhalten unabdingbar ist (Kabra, DG et al. (2015). Hypothalamic Leptin Action is Mediated by Histone Deacetylase 5, Nature Communications, DOI: 10.1038/NCOMMS10782).

Chips sind rot, Äpfel sind grün

Sicherlich wissen viele Menschen nur zu gut, dass ein Apfel wesentlich gesünder ist als eine Tüte Chips, aber es ist – wie so vieles im Leben – nicht einfach, dem übergroßen und teilweise meterlangen Angebot von Junk Food (englischer Begriff für minderwertige bzw. ungesunde Lebensmittel) im Supermarkt zu widerstehen. Deshalb fordert die OECD, dass Politiker genau hier eingreifen, und zwar mit gezielten präventiven Maßnahmen, die zu einer Änderung des Lebensstiles führen. Eine dieser gemeinten Präventionen könnte beispielsweise eine gezielte Verminderung des Angebotes an Junk Food sein, breit angelegte Informationen über eine gesunde Ernährung oder die schon oft geforderte Ampel zur Lebensmittelkennzeichnung, die bei Chips ganz klar auf „rot“ und bei einem Apfel auf „grün“ stünde.

Unterstützung beim Ernährungsplan ist wichtig

Die Forderung der OECD ist die, dass ein Maßnahmenplan gegen fortschreitendes Übergewicht sogar in die ökonomische Strategie von Regierungen und Staaten aufgenommen wird. Patienten, die längst nicht mehr von vorbeugenden Maßnahmen profitieren können, sollen eine stärkere Unterstützung bei ihrem individuellen Ernährungsplan erhalten. Dies könnte eine begleitende Ernährungsberatung sein oder ein operativer Eingriff, der das Abnehmen begünstigt. Egal wie man es betrachtet: Auch und gerade ökonomisch gesehen stellen sich Finanzierungen von landesweiten Sport- bzw. Ernährungsprogrammen und sogar Operationen als wesentlich kostengünstiger dar, um dem Übergewicht und der Fettleibigkeit zu Leibe zu rücken als die Behandlung der vielen Krankheiten, die eindeutig mit einem zu großen Gewicht in Zusammenhang gebracht werden können. Übergewichtige, so zeigt die Datenlage, verursachen Kosten in den Krankenversicherungen, die um 25 Prozent höher liegen als der Durchschnitt der Versicherten. Eine Studie, die die englische Regierung in Auftrag gegeben hat, sagt voraus, dass bis zum Jahr 2050 Übergewicht und dessen Folgen 13 Prozent des Budgets der gesamten Krankenversicherungen ausmachen werden. Eine erschreckend hohe Zahl, wenn man bedenkt, dass sie sich durch relativ einfache Verhaltensänderungen verhindern lässt.

Verschiedene Modelle der OECD zeigen sehr deutlich, dass einfache Maßnahmen zur Vorbeugung von Fettleibigkeit bereits sehr positive ökonomische Effekte auf die verschiedenen Gesundheitssysteme in Europa zur Folge hätten – ganz zu schweigen von den sehr günstigen Folgen auf die Gesundheit für jeden Einzelnen.

Eine ausgewogene Ernährung ist beste Grundlage für ein gesundes und aktives Leben, ganz im Sinne eines Anti Aging: älter werden ohne belastende Erkrankungen.

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Anti Aging und Well Aging sind genau meine Themen!

Ich gehöre genau zur Zielgruppe: ich bin über 40, habe wie die meisten Menschen in unserer Gesellschaft ein reichhaltiges Nahrungsangebot, oft wenig Bewegung und möchte dennoch gesund und fit alt werden. Die Quadratur des Kreises? Aus wissenschaftlicher und journalistischer Neugier probiere ich gern Dinge aus, z.B. eine Panchakarma Kur in Indien oder auch das Faszientraining. Lassen Sie uns gemeinsam den Weg für ein zufriedenes und aktives Alter(n) finden.

Ich bin oft erstaunt, mit welchen Heilversprechen fragwürdige Behandlungen, Diäten, Nahrungsergänzung oder Kosmetikprodukte angeboten werden. Als promovierter Biochemiker mit langer Erfahrung in der Gesundheitsbranche und Journalist möchte ich Ihnen wissenschaftlich fundierte und gründlich recherchierte Artikel rund um das Thema Anti Aging bieten.

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