Neurobics: Fitness für die grauen Zellen

Geschrieben von Petra Ulrich-Frosch Zuletzt aktualisiert: Dienstag, 22 Dezember 2015
Neurobics ist Fitness für die grauen Zellen © fabioberti.it - Fotolia.com
Neurobics ist Fitness für die grauen Zellen © fabioberti.it - Fotolia.com
"Neurobics" - dabei denkt man sofort an "Aerobic" und körperliches Training. Und diese Assoziation ist richtig. Denn genau wie ein gezieltes körperliches Training den Einsatz vieler verschiedener Muskelgruppen erfordert, um Koordinationsfähigkeit und Flexibilität insgesamt zu fördern, werden mit Hilfe von Neurobics viele verschiedene Gehirnregionen trainiert. Das hat zur Folge, dass das Gehirn agiler wird und geistige Herausforderungen besser und schneller bewältigt werden können.

Bildung neuer Nervenzellen: Keine Frage des Alter

Dazu Lawrence Katz, Neurologe an der Duke-Universität in Durham/North Carolina: "Entgegen der bisherigen Forschung können sich selbst im hohen Alter neue Nervenzellen entwickeln. Deshalb bleiben wir unser ganzes Leben lang lernfähig. Und wir können unsere mentalen Kräfte genauso wie Muskeln trainieren." Zusammen mit einem Kollegen, Manning Rubin, hat Katz ein einfaches Übungsprogramm (Neurobics) zur Steigerung der mentalen Kräfte entwickelt, das sehr gut und ohne großen zeitlichen Mehraufwand in den Alltag integriert werden kann.

Alle fünf Sinne nutzen

Andere Arten des Gehirntrainings bestehen in der Regel aus logischen Rätseln und Gedächtnisübungen. Neurobics-Übungen dagegen beziehen alle fünf Sinne des Menschen (Hören, Sehen, Tasten, Riechen und Schmecken) in das Training mit ein, um die natürliche Neigung des Gehirns, Assoziationen zwischen unter-schiedlichen Informationsarten herzustellen, zu fördern. Man weiß, dass Assoziationen (z. B. die Verbindung eines Namens mit einem Gesicht) die Bausteine des Gedächtnisses und die Grundlage von Lernprozessen darstellen. Durch ungewöhnliche, teilweise sehr witzige Übungen kann man seinem Gehirn wichtige neue Impulse geben und damit die geistige Fitness insgesamt steigern. Doch wie gestaltet sich diese neue Methode in der Praxis?

Routine ist Gift für unser Gehirn

Wir haben alle z. B. unsere morgendlichen Rituale, die uns dabei helfen, schnell und ohne viel denken zu müssen, das Haus zu verlassen. Diese Routine in vielen Bereichen des Alltags führt dazu, dass unser Gehirn automatisch und ohne neue Herausforderungen „funktioniert“. Hier liegt der Ansatzpunkt von Neurobics. Das Prinzip besteht darin, jede Gelegenheit für Veränderungen wahrzunehmen, um neue Gehirnbahnen zum Leben zu erwecken.

Den Tag ganz neu beginnen

Wachen Sie doch z. B. einmal mit einem ganz neuen Duft in Ihrer Umgebung auf. Dazu stellen Sie eine Woche lang einen Behälter mit dem Extrakt Ihres Lieblingsdufts (Vanille, Zitrone, Zimt Pfefferminze, Lavendel u. v. m.) auf den Nachttisch, den Sie direkt nach dem Aufwachen öffnen. Indem Sie immer wieder andere Düfte verwenden, aktivieren Sie neue Nervenbahnen.

Oder:

Haben Sie schon mal "blind" geduscht? Schließen Sie einfach die Augen. Jetzt müssen Sie erst einmal die Wasserhähne suchen, mit geschlossenen Augen die richtige Temperatur einstellen, nach dem Duschgel tasten und sich waschen. Diese Übung “weckt” Ihr Gehirn und sensibilisiert es.

Und weiter geht es mit dem Training fürs Gehirn: Putzen Sie Ihre Zähne mit der "verkehrten" Hand. Kämmen, föhnen oder ziehen Sie sich mal mit der Linken (bzw. Rechten) an. Das hat zur Folge, dass ausnahmsweise einmal jene Hirnhälfte benutzt wird, die sonst bei derartigen Tätigkeiten passiv bleibt. Sie erweitern und beschleunigen diejenigen Gehirnbahnen, die für den Tastsinn zuständig sind.

Mahlzeiten anders gestalten

Ab und zu schweigend essen - dabei werden Sie feststellen, dass die Gerichte intensiver schmecken und Ihr Gehör geschärft wird. Durch diese Übung werden Sie Kommunikationshinweise Ihrer Tischpartner wahrnehmen und entdecken, die Ihnen üblicherweise verborgen bleiben. Oder tauschen Sie doch mal Ihre -Stammplätze- bei Tisch. Jeder Platz ist mit bestimmten Assoziationen verbunden und Veränderungen bescheren allen Familienmitgliedern eine neue Sichtweise.

Unser Geschmack ist abhängig vom Geruch. Halten Sie sich doch einmal die Nase zu und probieren Sie so die verschiedenen Speisen. Erfahren Sie, wie sich Ihr Geschmackserlebnis dadurch verändert. Und auch eine Veränderung in der Reihenfolge, in der Sie die Gerichte zu sich nehmen, kann "Wunder" bewirken. Auch wenn es Ihnen verwegen vorkommt: Ihr Gehirn wird sich auch auf diese unerwartete Strategie einstellen und eine veränderte Wahrnehmung "präsentieren".

Unterbrechen Sie Ihre Routine und reizen Sie - z. B. beim Einkaufen - durch neue Eindrücke die Sinne.

Neurobics beim Einkaufen

Kaufen Sie zur Abwechslung in anderen Geschäften als üblich ein. Die außergewöhnlichen und fremdartigen Gerüche, z. B. bei Asiaten oder in afrikanischen Geschäften, regen Ihre Sinne an. Die Rezeptoren erhalten neue Reize. Schließen Sie Ihre Augen und ertasten Sie die angebotenen Produkte. Können Sie auch über den Geruch manche Waren erkennen? Schlagen Sie neue Wege durch die Gänge ein und nehmen Sie die Regale einmal genau unter die Lupe. Gibt es Artikel, die Sie noch nie gesehen haben? Lesen Sie, worum es sich handelt und wie das Produkt verwendet wird. Auch damit unterbrechen Sie Ihre Routine und erfahren Neues.

Übungen für Freizeit und Urlaub

Den Urlaub anders erleben, neue Orte, neue Gesichter kennen lernen, lokale Spezialitäten probieren, an regionalen Festen teilnehmen - auch das ist eine Herausforderung für alle Sinne und ein Durchbrechen der alltäglichen Routine. Warum nicht sogar einmal zelten gehen, übernachten in freier Natur, Kurse besuchen, die die Kreativität fördern, oder gärtnern. Wichtig ist, dass im Urlaub etwas ganz anderes passiert als das, was Sie gewöhnt sind. Jede Veränderung, jede neue Erfahrung stellt eine wirksame neurobische Übung dar, deren Ziel es ist, mit zunehmendem Alter ein bestimmtes Niveau an geistiger Fitness, Stärke und Flexibilität aufrecht zu erhalten.
 

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